09.07.2006 / Deutschland

Wasser hat seinen Preis

Die gute Versorgung in Deutschland macht das kostbare Naß verhältnismäßig teuer

Die Deutschen verbrauchen weniger Trinkwasser als andere Europäer, bezahlen dafür aber mehr - zu viel, bemängelte unlängst die honorige Unesco. Das wollte die deutsche Wasserwirtschaft nicht auf sich sitzen lassen und holte wissenschaftliche Rückendeckung ein: "Die Preise sind angesichts des ausgezeichneten Qualitätsniveaus angemessen", stellte die Berliner Unternehmensberatung Metropolitan Consulting fest, die im Auftrag des Bundesverbandes der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) Kosten, Preise und Subventionen aufdröselte.
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Was ist der wahre Preis?

Im Vierländervergleich mit England/Wales, Frankreich und Italien zahlt der deutsche Verbraucher 82 Euro pro Kopf und Jahr für die Trinkwasserversorgung. Nimmt man staatliche Zuschüsse und Subventionen hinzu, die über Steuern finanziert werden und letztlich auch aus des Bürgers Tasche stammen, kostet das heimische Nass in Wirklichkeit zwei Euro mehr.
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Beim Abwasser sind die Deutschen mit 111 Euro pro Kopf und Jahr teure Spitzenreiter - obwohl der Staat mit acht Euro Zuschuss dabei ist................


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Dass bei derartigen Berechnungen ein großer Teil fehlt, wissen die Grundstückseigentümer in unserem Land.
Sie mußten - bzw. müssen - je nach Größe des Grundstückes einen Anschlußbeitrag zahlen. Lt. Gesetz heißt das: "für den Vorteil, der aus der Anschlußmöglichkeit erwächst".
Das Finanzamt erkennt solche Kosten jedoch nicht als "wertsteigernd" an.

Nicht nur ich frage mich, warum diese Beiträge einerseits "verursachungsgerecht" erhoben werden sollen und anderseits nicht - wie z. B. bei Strom- und Telefonanschluß - je Wohneinheit berechnet werden. Nicht die Größe eines Grundstückes ist ausschlaggebend für Wasserverbrauch und Abwasseranfall und sondern die Menschen, die es bewohnen.
"Die Gesetze sind eben so..." wird dann gesagt.

Es klingt natürlich gut, wenn man sagen kann: je m² Fläche 2,80 €.
"8.000 € je Wohneinheit" hört sich schon ganz anders an - und dann sähe man auch sofort, dass für weniger Geld eine häusliche private Anlage zu haben wäre, die zudem auch nicht die öffentlichen Kassen derart belasten würde.

Besonders nachteilig wirkt sich diese Regelung im ländlichen Raum aus.
Ich gehe davon aus, dass Gründe für die beklagte Abwanderung aus den östlichen Bundesländern auch hier zu finden sind.
 
Ganz besonders schlecht dran sind aber diejenigen, die in relativ dichtbesiedelten Gegenden leben und ihre Abwasserreinigung bisher selbst in der Hand hatten. Nachdem der Markt in den neuen Bundesländern fast abgeschöpft ist, stürzt sich die Branche nun auf sie.
Weit auseinanderliegende Einzelgehöfte werden - mit Begründungen der Unteren Wasserbehörden, die jeder wissenschaftlichen Grundlage trotzen - mit kilometerlangen Kanälen an Klärwerke angeschlossen. Nur wenige trauen sich, sich zu wehren gegen Anschlußbeiträge von 30.000, 50.000 und mehr Euro.

Was soll schon dabei herauskommen, wenn Interessenverbände Behördenmitarbeiter schulen?


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